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Fisch - Gesund und lecker?

Von: Manuela Groh

8. März 2021

Künstler: Johann Mayr - Standort: Apotheke am Hallplatz (Foto: Cordula von Waldow)

Fisch gilt als gesundes Nahrungsmittel. Er enthält leicht verdauliche Proteine, Vitamine, Mineralstoffe und Omega-3-Fettsäuren. Für Menschen, die auf eine ausgewogene Ernährung achten, sind Fische und Meeresfrüchte ein fester Bestandteil ihrer Ernährung. Nach dem Fischereibericht von 2020 der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) stieg der weltweite Pro-Kopf-Verbrauch auf einen Rekordwert von 20,5 kg/Jahr. In Deutschland liegt der Pro-Kopf-Verbrauch bei etwa 14 kg/Jahr (vgl. Stiftung Warentest).

Doch durch Überfischung ist der Fischbestand in vielen Regionen der Erde stark gefährdet bzw. bis zur Grenze der Belastbarkeit erschöpft. Davon betroffen sind auch Nord- und Ostsee, hier wurden die Bestände von Kabeljau bzw. Dorsch und Scholle stark befischt. Die Überfischung durch die kommerzielle Fischindustrie ist der massivste Eingriff in das Ökosystem Meer. So werden nach Angaben des WWF jährlich etwa 90 Millionen Tonnen Fisch weltweit aus dem Meer geholt. Nicht nachhaltige Fangmethoden, wie Grundschleppnetze oder bis zu 100 km lange Langleinen mit Köderhaken und zu hohe Fangmengen greifen extrem in die marinen Nahrungsnetze ein (vgl. Umweltbundesamt). Hinzu kommt, dass sich auch Nichtzielarten wie Wale, Delfine, Jungfische und Seevögel in den Netzen verfangen und als ungewollter Beifang wieder ins Meer zurückgeworfen werden, was die Tiere meist nicht überleben. Die EU hat mit ihrer Gemeinsamen Fischereipolitik (GEP) Ziele, z. B. ein verbessertes Fischereimanagement mit verringerten Fangquoten, Beendigung der Rückwurfpraxis und Schutz der marinen Lebensräume festgelegt, die bis zum Jahr 2020 umgesetzt werden sollten (vgl. Bundesamt für Naturschutz). D. h. bis 2020 sollte in europäischen Gewässern die Überfischung beendet sein, doch laut WWF wurde dieses Ziel nicht erreicht, da für einige Fischbestände, z. B. für Kabeljau die Erholungsphasen zu kurz waren und die Fangquoten zu früh angehoben wurden (vgl. Stiftung Warentest).

Um dem Problem der Überfischung entgegenzutreten und um die steigende Nachfrage, v. a. nach großen Fischen wie Thunfisch und Lachs, zu decken, wird Fisch in Aquakulturen gezüchtet. Aquakultur zählt als der in den vergangenen Jahrzehnten am schnellsten gewachsene Zweig der Ernährungswirtschaft. Doch diese Zuchtform birgt ebenfalls Probleme: Fische werden häufig mit Fischmehl aus Wildfang, den es eigentlich zu schützen gilt, gefüttert. Nahrungsreste sowie Chemikalien, Antibiotika und andere Medikamente, die bei der Zucht eingesetzt werden, gelangen durch die Netzkäfige in die Meere und Flüsse. Des Weiteren gehen wertvolle Lebensräume an den Küsten verloren, um diese riesigen Fischfarmen zu bauen (vgl. WWF).

Beim Verzehr von Fisch aus belasteten Gebieten wie küstennahen oder flachen Meeresbereichen werden Schadstoffe aufgenommen, die die menschliche Gesundheit beeinträchtigen können. Auch die zunehmende Ansammlung von Müll, v a. Plastikmüll, ist für die Meereslebewesen gefährlich. Sie nehmen Mikroplastik mit der Nahrung auf mit fatalen Folgen wie inneren Verletzungen oder gar Verhungern. Laut Umweltbundesamt werden bei der Zersetzung von Kunststoffen giftige und hormonell wirksame Stoffe wie Weichmacher freigesetzt (vgl. Umweltbundesamt). Weichmacher sind fettlöslich. Sie reichern sich im Fettgewebe der Tiere an und werden über die Nahrungskette an andere Tiere und den Menschen weitergegeben.

Durch bewusste Auswahl können Verbraucher*innen einen Beitrag zur bestands-erhaltenden und umweltschonenden Fischerei leisten (vgl. Deutsche Gesellschaft für Ernährung). Dabei können folgende Siegel ein guter Wegweiser sein:

  • MSC (Marine Stewardship Council): kennzeichnet Fisch und Meeresfrüchte aus nachhaltigem Wildfang und schonenden Fangmethoden. Es werden jedoch keine Angaben zum Tierwohl und zu den Arbeitsbedingungen gemacht.
  • Naturland Wildfisch: ebenfalls Fisch aus nachhaltiger Fischerei, es werden auch faire Arbeitsbedingungen vorgeschrieben.
  • ASC (Aquaculture Stewardship Council): für Zuchtfisch. Betriebe müssen u. a. negative Auswirkungen auf die Umwelt und die Artenvielfalt vermeiden, Fischmehl und Genprodukte als Futter sind allerdings erlaubt, der Antibiotika-Einsatz soll minimiert werden.
  • Naturland-Aquakultur: Ausreichend Platz für die Fische und der Schutz von umliegenden Ökosystemen muss gewährleistet sein, es darf nur Fischmehl aus Speisefischresten verfüttert werden.
  • EU-Bio-Siegel: Fische, Krebstiere und Algen werden in Süß- und Salzwasser gezüchtet, Futter kommt aus Bio-Anbau und es dürfen keine künstlichen Hormone zum Laichen eingesetzt werden.

 

Die Fischratgeber von WWF mit einem Ampelsystem (WWF Fischratgeber) und Greenpeace (Greenpeace - Einkaufsratgeber Fisch) sind weitere gute Informationsquellen für den Fischkauf.

Die Stiftung Warentest hat in ihrem „Ratgeber Fischkauf“ das Siegel „geschützte geographische Angabe“ (g. g. A.) aufgelistet. Dies gibt an, dass mindestens eine Produktionsstufe in der Herkunftsregion durchlaufen wird. Dieses Siegel zeichnet in Deutschland zurzeit sieben regional vorkommende Fischarten aus. Dazu zählen z. B. die Schwarzwaldforelle, der Glückstädter Matjes und verschiedene Karpfen-Spezialitäten (vgl. Stiftung Warentest). Auch beim Fischkauf gilt saisonal, also außerhalb der Laichzeiten und regional, z. B. aus Teichwirtschaft, als am nachhaltigsten.

 

Quellen und Internetlinks:

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