Von: Ina Stenger
6. April 2021
Die meisten ZW-vernetzt-Sympathisanten befassen sich aktiv mit Umwelt- und Klimaschutz und versuchen ihren Lebensalltag möglichst klimaschonend zu gestalten. Dafür wird neben den Bereichen Ernährung, Konsum und Verkehr auch das Thema Energie betrachtet. Die meisten wissen, dass bei großen Energiezehrern wie Kühl- und Gefrierschrank, Backofen, Herd, Fön usw. (also alles, was große Hitze oder Kälte erzeugt) auf Energieeffizienz geachtet werden sollte. Strom sparen – auch im Sinne von „Licht aus“ usw. – ist und bleibt wichtig, denn der Strombedarf hat sich in den letzten 50 Jahren verdreifacht und wird sich bis zum Jahr 2030 allein schon aufgrund der Digitalisierung ein weiteres Mal verdreifachen[1]. Durch mehr Effizienz kann dem etwas entgegengewirkt werden, aber auch durch die Mobilitätswende hin zu mehr Elektroautos und die Wärmewende wird deutlich mehr Strom benötigt werden. Somit ist die Energiewende eine der wichtigsten – wenn nicht sogar aktuell DIE wichtigste Wende für unseren Klimaschutz.
Warum brauchen wir die Energiewende?
Energiewende ist der deutschsprachige Begriff für den Übergang von der nichtnachhaltigen Nutzung von fossilen Energieträgern sowie der Kernenergie zu einer nachhaltigen Energieversorgung mittels erneuerbarer Energien.[2] Gründe für die Energiewende gibt es reichlich. Neben dem Anfeuern des Treibhauseffektes und des dadurch beschleunigten Anstiegs der Temperatur durch das Verbrennen fossiler Energieträger wird durch die Förderung von Kohle, Uran und Gas auch die Welt zerstört, direkt durch Umweltschäden und indirekt durch bewaffnete Konflikte. Für Atommüll ist bis heute kein Endlager gefunden und den Preis für billigen Atomstrom zahlen unsere Kinder noch in Tausenden von Jahren. Gas und Öl befeuern Konflikte und destabilisieren ganze Regionen. Bei Ökostrom ist all das nicht der Fall. Stehen erst einmal die Erzeugungsanlagen, kann er nahezu klimaneutral produziert werden. Er kann sogar dann noch erzeugt werden, wenn die begrenzten Vorräte an Öl, Gas, Kohle und Uran aufgebraucht sind.
Dauerhaft CO2 sparen durch einmaliges Handeln
Während viele CO2-Sparmaßnahmen im privaten Kontext mit recht hohem, konstantem Aufwand verbunden sind, so ist der Wechsel von einem konventionellen Stromtarif hin zu einem guten Ökostromtarif einer der Punkte, bei denen man mit einmaligem, relativ kleinem Aufwand dauerhaft viel CO2 einsparen kann. Laut der Website www.CO2online.de spart man mit einem Ökostromtarif etwa 90 % CO2 im Vergleich zu einem konventionellen Stromtarif. Bei einem 3-Personen-Haushalt, der in einer Wohnung lebt, wären das jährlich durchschnittlich 80 kg CO2 beim Ökostrom im Vergleich zu 1170 kg CO2 beim konventionellen Strom. Die Ersparnis liegt hier bei durchschnittlich 1090 kg CO2 pro Jahr![3] Somit ist der Stromtarifwechsel hin zu Ökostrom ein echter Game-Changer im Bereich der Nachhaltigkeitsbemühungen.
Was bedeutet Ökostrom genau?
100 % Ökostrom bedeutet allgemein, dass der vom Kunden gekauft Strom zu 100 % mithilfe Erneuerbarer Energien erzeugt wurde, d. h. mit Biomasse, Photovoltaik, Wind- und Wasserkraft und anderen regenerativen Formen der Stromerzeugung. Aber „Ökostrom“ ist keine gesetzlich geschützte Bezeichnung und der Preisvergleich auf einschlägig bekannten Vergleichsportalen ist häufig intransparent und bietet die Gefahr, grüngewaschene Atom- und Kohlekraftwerkkonzerne mit zu unterstützen.
Ist Ökostrom komplett CO2-neutral?
Ökostrom wird prinzipiell CO2-neutral produziert. In diesem Sinne ist er klimaneutral. Die Herstellung von Windrädern, Solarzellen und Wasserkraftwerken erzeugt allerdings CO2-Emissionen.Trotzdem werden bei der Produktion von Ökostrom deutlich mehr Treibhausgas-Emissionen verhindert als produziert. Windkraftsysteme haben zum Beispiel oft schon nach Monaten den für ihre Produktion nötigen Ausstoß kompensiert.
Worauf kann ich mich als Kunde verlassen?
Es gibt verschiedene Labels für „guten Ökostrom“. Das Label des TÜV Süd wird noch übertroffen vom OK-Power-Label, welches nochmal etwas hinter dem Grüner-Strom-Label zurückbleibt. Diese Siegelanbieter prüfen unabhängig und sind nicht durch Werbung finanziert. Sie legen wichtige Kriterien für die Stromanbieter fest. Der Strom muss z. B. zu 100 % aus erneuerbaren Energien stammen und der Anbieter muss beim Grüner-Strom-Label auch einen konstanten Beitrag zum Gelingen der Energiewende leisten. Außerdem müssen Vertragsbedingungen für die Kunden fair sein. Träger des Siegels werden jährlich neu und transparent kontrolliert. Die Stromanbieter dürfen außerdem finanziell nicht an Atomkraftwerken, Braunkohlekraftwerken oder neuen Steinkohlekraftwerken beteiligt sein. Wer einen Ökostrom-Tarif mit einem der letzten beiden Siegel wählt, kann sich sicher sein, dass es sich um einen echten und guten Ökostromtarif handelt.
Nachhaltigkeits-Websites wie www.utopia.de und www.ecotopten.de bieten dem Kunden übersichtliche Vergleiche und Bestenlisten von bundesweiten, sowie lokalen Ökostrom-Anbietern. Bei www.utopia.de gibt es sogar ein Ökostrom-Preisvergleichs-Tool. Wichtig ist aber: Der günstigste Ökostromtarif ist nicht unbedingt der beste!
Gute Anbieter laut der Kriterien der beiden Portale sind zum Beispiel Greenpeace Energy, Enspire, Naturstrom, die Bürgerwerke (vertreiben den Strom lokaler Bürger-Energie-Genossenschaften), Fairtrade Power, Polarstrom, Mannstrom und Ökostrom+ u. v. m. Allerdings kommt es bei der Auswahl des perfekten Ökostromanbieters auf persönliche Bedürfnisse, Verbrauch und Wohnort an. Wer einen der Anbieter aus den Ecotopten oder der Utopia-Bestenliste wählt, macht sicherlich nichts falsch. Der Utopia-Preisvergleich hilft zudem, noch ein paar Euro zu sparen.
Was ist eigentlich mit dem Ökostrom der Zweibrücker Stadtwerke?
Um unsere lokalen Bedingungen näher unter die Lupe zu nehmen, habe ich mich mit Herrn Braun von den Zweibrücker Stadtwerken getroffen. Der Diplom-Betriebswirt aus der Leitung Vertrieb und Energiebeschaffung erklärte mir, dass die Stadtwerke Zweibrücken schon seit über 11 Jahren Ökostrom anbieten. Dieser war bis Ende letzten Jahres sogar über das Grüner-Strom-Label zertifiziert. Es wurde aber entschieden, künftig auf das Siegel zu verzichten. Die Nachfrage der Kunden war mit weniger als 50 von 22.000 Abnehmern leider viel zu gering für den sehr hohen (Kosten-)Aufwand der jährlichen Zertifizierung, der sich leider auch im Strompreis für den Endverbraucher niederschlug.
Der Stromanbieter, der vom Energieverbraucherportal in der Sparte „Stromversorgung“ zum fünften Mal in Folge als „TOP-Lokalversorger“ (bzgl. Preis, Servicequalität, regionales Engagement, Transparenz, Datenschutz und ökologischer Aspekte) ausgezeichnet wurde, möchte jedoch weiterhin gute und vor allem auch günstigere Ökostromprodukte anbieten und hat aktuell sogar zwei Ökostromtarife im Angebot. Beide sind echte und gute Ökostromtarife, unterscheiden sich kriterial lediglich minimal im Bereich der Reinvestitionshöhe in Erneuerbare Energien vom Grüner-Strom-Label und bieten in diesem Bereich sogar höhere Standards als das OK-Power-Label. Der Tarif „Privat Plus Öko“ kostet im Vergleich zum Standard-Strommix lediglich 0,42 Cent mehr pro kWh. Das macht bei einem 3-Personen-Haushalt mit einem jährlichen Stromverbrauch von 3600 kWh nur etwa 15 € jährlich aus. Das sind weniger als 30 Cent pro Woche. Zum Vergleich: Beim Ökostrom mit Grüner-Strom-Label war es mehr als das Vierfache. Wer seinen Stromvertrag online auf der Website der Stadtwerke Zweibrücken abschließt, erhält den günstigsten Tarif der Stadtwerke mit 100 % Ökostrom, d. h. er zahlt für den Ökostrom weniger als für den Standard-Tarif. Das klingt nicht nur super, sondern ist es auch!
Doch es geht noch besser: Ganz nach dem Motto „Think global, buy local“ gibt es seit Beginn des Jahres auch den brandneuen Tarif „Öko Lokal“. Das ist regionaler Ökostrom, der aus Windkraft- und Solaranlagen aus einem Umkreis von maximal 50 km rund um Zweibrücken bezogen wird, zum Beispiel aus Anlagen in Höheinöd, Weilerbach oder Sinsheim. Das stärkt die Region, verkürzt Transportwege und schafft Arbeitsplätze. Der Mehrpreis für den Verbraucher liegt hier bei 0,83 ct/kWh. Hier liegen wir bei unter 60 Cent Aufpreis pro Woche und weniger als 30 € pro Jahr.
Auf der Website www.stadtwerke-zw.de findet ihr viele interessante und hilfreiche Informationen zum Thema Ökostrom, aber auch zu „Ökogas“, einem Gastarif, der Umweltprojekte in Indien unterstützt und so das CO2-Äquivalent kompensiert, Elektromobilität und vielem mehr.
Die Nachfrage nach dem Zweibrücker Ökostrom war in der Vergangenheit eher gering, aber die neueren Entwicklungen wecken Hoffnung: Seit Beginn des Jahres und dem Anlaufen der neuen Tarife gab es etwa 150 neue Vertragsabschlüsse.
Auch wenn es günstigere Ökostromanbieter als die Stadtwerke Zweibrücken geben mag, so darf man sich kritisch die Frage stellen, ob man bei einem Unterschied von ein paar Euro nicht lieber lokale Unternehmen unterstützt und so durch die Nachfrage das Angebot in der Region mitbestimmt und ein Zeichen für lokalen Umwelt- und Klimaschutz setzt.
Quellen und weiterführende Links:
[1] EnergiE-Blog https://energie.blog/it-muss-angesichts-steigenden-strombedarfs-energieeffizienter-werden/
[2] Wikipedia-Eintrag zur Energiewende https://de.wikipedia.org/wiki/Energiewende
[3] co2online https://www.co2online.de/energie-sparen/strom-sparen/strom-sparen-stromspartipps/was-ist-echter-oekostrom/#c125467
Stadtwerke Zweibrücken "Privat Plus Öko"
Stadtwerke Zweibrücken "Öko Lokal"
Wikipedia-Eintrag zur Energiewende
Utopia-Bestenliste Stromanbieter