Jeder der Älteren spürt es: die Sommertage heutzutage sind viel heißer als in unserer Kindheit, und es gibt viel längere Hitzeperioden. Dazu fällt im Sommer viel weniger Regen als noch vor ein paar Jahren.
Wir haben definitiv ein Klimawandelproblem (das sieht man besonders gut an den so genannten „warming stripes“ – siehe Bild unten). Allerdings können wir Menschen hier in Deutschland den Wasserhahn aufdrehen und uns versorgen. Das können unsere Bäume und Wildtiere nicht. Die Fichten sind wegen der heißen und trockenen Sommer schon dem Borkenkäfer zum Opfer gefallen, auch Birken, Eberesche, Kiefern und sogar Buchen leiden massiv unter der Trockenheit. Über kurz oder lang werden sich unsere Flora und Fauna verändern, schon jetzt werden bei Baumpflanzungen bewusst klimawandelresistente Arten gewählt, die mit Hitze und Trockenheit besser zurechtkommen. Den Wald können wir leider nicht gießen.
Auch in der Stadt haben unsere Bäume ein Problem: Die Baumscheiben, in denen die Bäume stehen, sind oft klein, und rundherum ist der Boden versiegelt. So fließt Regenwasser in die Kanalisation, aber nicht in das Erdreich, auf das der Baum über seine Wurzeln Zugriff hätte. Ist die Baumscheibe dann noch mit Schotter und darunter einer wasserundurchlässigen Folie versehen, kann sich gar kein Wasser im Wurzelbereich sammeln. Dazu kommt, dass die Stadtbäume durch die Hitzeabstrahlung der umliegenden Häuser und der Straßen noch zusätzlich unter Stress stehen. Gerade Stadtbäume sind für uns aber extrem wichtig: Wer den Temperaturunterschied einmal an der eigenen Haut erfahren will, stelle sich jetzt im Hochsommer einfach einmal 10 Minuten auf den baumlosen Herzogplatz. Danach darf der- oder diejenige sich dann unter die Kastanien in der Schillerstraße begeben, sich weitere 10 Minuten erholen und den Unterschied genießen.
Stadtbäume sind wichtig und wir alle sollten mit offenen Augen und verantwortungsvoll durch unsere Stadt gehen. Meine große Bitte: Wenn ihr seht, dass ein Baum oder Busch direkt vor der eigenen Haustür unter der Trockenheit leidet, helft mit! Zwei Gießkannen mit Wasser abends (gerne mehr), geben dem Baum die Chance, über Nacht ein bisschen Kraft zu schöpfen und die trockene und heiße Zeit gut zu überstehen. Die Bäume sind für uns alle da, also sollten auch wir alle für unsere Bäume da sein.
Das funktioniert übrigens schon in vielen Städten sehr gut: In Köln und Berlin, in Essen und in vielen Kleinstädten helfen die Bürger mit. Besonders die jungen Bäume sind auf Hilfe angewiesen. Zwar gießt bei uns in Zweibrücken das Team des ubz mit unermüdlicher Energie und Hilfsmitteln wie Baumsäcken, doch bei Temperaturen von 35 bis 40 Grad, und das über mehrere Tage, hat auch das eifrigste Team keine Chance mehr.
Übrigens braucht ihr euch über gelbe Grasflächen keine Sorgen zu machen: Das Gras kann mit Hitze und Trockenheit gut umgehen und wird spätestens beim nächsten großen Regen wieder saftig grün. Ein Baum aber, der verdurstet ist, ist nicht mehr zu retten.
Wichtig ist auch: Benutzt bitte, wenn möglich, Brauchwasser, also Wasser, mit dem schon der Salat gewaschen wurde, gesammeltes Regenwasser, oder das Wasser aus dem Babyplanschbecken (ohne Chemikalien). Trinkwasser ist wertvoll! Gießt gezielt in Hitze- und Trockenphasen, und dort, wo es nötig ist. Dann haben wir auch in der Zukunft eine Stadt, in der wir im Sommer immer auch ein Schattenplätzchen finden können.
Vielen Dank!
Noch eine Anmerkung: Im Pfälzischen Merkur vom 1.8.2020 geht Frau von Waldow in einem Artikel auf das Thema „Stadtbäume gießen“ ein. Dabei wird auch die Übernahme von Patenschaften für das regelmäßige Gießen von Bäumen angesprochen. Wer eine solche Patenschaft übernehmen kann, soll sich bitte bei Stefan Hell von der UBZ melden (UBZ, Tel. 92 12-450. www.ubzzw.com.). Er begrüßt die Hilfe der Bürger sehr, würde aber gerne darüber informiert werden, wer wo und wann regelmäßig gießt.