Die erste Woche ging rum wie im Flug. Mit einigen veganen Aufstrichen und viel frischem Gemüse, Obst oder auch Müsli zum Frühstück war die erste Mahlzeit am Tag schon mal gut abgedeckt. Zum Mittagessen gab es jeden Tag ein neues Gericht. Thermomix sei Dank, ein leichtes Spiel und noch dazu ein wirklich leckeres und abwechslungsreiches Unterfangen.
Das Fazit der ersten Woche war unfassbar schlechte Haut, aber ein sehr gutes Körpergefühl und eine super Verdauung. Mir kam es so vor als würde mein Körper sehr viel entgiften, das tat gut, sah aber eben nicht so schön aus. Nach zwei Wochen war meine Haut dann aber wieder gut.
Auch die zweite Woche strich ohne weiteres ins Land und wir freuten uns über die abwechslungsreichen warmen Gerichte. Suppen, Salate, Bowls und Wraps, wir ließen nichts aus.
Dann kam so langsam der Heißhunger auf Käse, also probierten wir einige vegane Sorten aus, mit dem Fazit, an echten Käsegeschmack kommt einfach nichts ran. Die vegane Variante war mir einfach zu süß, ausgenommen Frischkäsevarianten aus Soja oder Cashew mit Knobi und Kräutern und ein Streukäse zum Überbacken.
Eier fehlten mir dann doch sehr bald. Ansonsten habe ich nichts vermisst, was mich selbst überraschte. Allerdings habe ich ab und zu eine Eisentablette genommen, da ich aus meiner Vergangenheit wusste, dass ich schnell zu Eisenmangel neige und merkte, dass ich oft müde war.
Nach der dritten Woche fuhr ich nach Frankreich zu meiner Familie. Da fiel mir dann erst mal auf, dass es doch etwas anstrengend war, als Besuch ständig Extrawünsche zu haben und sich ständig sein Essen selbst kochen zu müssen (wenn man ja eigentlich mal entspannen möchte). So habe ich früher als geplant entschieden, etwas Fisch und mal ein Ei oder Buttercroissant zu essen. Fleisch und Milchprodukte ließ ich aber trotzdem noch weg.
Was mir sehr schnell bewusst wurde nach kurzer Zeit veganem Essen, dass ich während dem Essen keine störenden Gedanken und nach dem Essen kein schlechtes Gewissen mehr hatte. Ich fühlte mich nicht mehr andauernd zwischen meinen moralischen Werten und Heißhungerattacken hin und hergerissen, weil ich genau wusste, es leidet kein Tier für das, was ich esse. Das hat mich total vom Hocker gehauen, denn daran dachte ich nicht in erster Linie bei meinem Vorhaben.
Auch fiel mir sehr schnell auf, dass ich eine sehr viel bessere Verdauung hatte und ich fühlte mich irgendwie fitter, hatte seltener bis gar kein Völlegefühl nach dem Essen und irgendwie einfach ein besseres Wohlbefinden.
Was mir am meisten fehlte waren Eier und einmal hatte ich große Lust auf Fisch. Aber sonst nichts. Ich muss fairerweise aber dazu sagen, dass ich schon seit langer Zeit keine Milchprodukte, bis auf harten Käse, mehr esse, aufgrund meiner Laktoseintoleranz und zunehmenden Milcheiweißallergie. Dementsprechend fällt diese Sparte für mich also sowieso weg.
Aus den oben beschriebenen Erfahrungen manifestierte sich für mich weiterhin kein Fleisch mehr zu essen. Ich haderte mit diesem Gedanken schon lange, hatte auch schon ein halbes Jahr keins mehr gegessen aber dann in der Schwangerschaft wieder damit angefangen. Ich schaute mir bisher bewusst keine brutalen Filme über Tierhaltung an, weil ich ein sehr sensibler und mitfühlender Mensch bin und mich diese Bilder mehr traumatisieren, als dass sie mir nutzen. Ich will schließlich bei meinem Beruf bleiben und keine Greenpeace Aktivistin werden. Ich weiß, dass ich nachts nicht mehr schlafen würde, bis ich einen Plan hätte, diesen Tieren zu helfen. Mein Weg waren schöne Tierfilme, in denen man sieht und lernt was für intelligente Wesen Tiere sind, wie sie mit ihren Artgenossen umgehen, wie wunderschön und einzigartig sie sind. Das reichte aus, um dem ganzen Thema Fleisch endgültig den Garaus zu machen. Bei Fisch (aber auch den esse ich nur selten und nicht wöchentlich) wird es wohl noch ein Weilchen dauern und Eier werde ich auch noch gerne ab und zu essen, sie sind schließlich von unserem SoLaWi Hof. Ich sehe diesen Weg als Prozess und nicht als dogmatisches, selbstauferlegtes Verbot. Denn das grenzt in meinen Augen mehr an Selbstbestrafung als an gesunde Ernährung und Spaß am Essen.
Als Fazit kann ich sagen, dieser Monat hat mir wahnsinnig gut getan. Ich habe sehr bewusst gegessen und mein Essen dadurch mehr wertgeschätzt. So lange man Zuhause aus dem eigenen Kühlschrank kocht und nur das einkauft, was man auch essen möchte, ist es wirklich einfach lecker, gesund und vegan zu kochen.
Ich kann es auf jeden Fall guten Gewissens weiterempfehlen, abgesehen davon war es auch schön, ein Teil dieser riesigen Bewegung im Januar zu sein #veganuary2021.
Wichtig ist es aber trotzdem, sich ausgewogen und gesund zu ernähren. Und vegan bedeutet nicht gleich gesund. Erkundige dich auf jeden Fall immer, welche Vitamine, Mineralien und Spurenelemente der Mensch braucht und worin du sie findest. Im Notfall als Nahrungsergänzungsmittel hinzufügen, damit es zu keinen Mangelerscheinungen kommt. Viele Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte und saisonales Gemüse bieten eine gute Grundlage.
Filmtipps: Mein Lehrer der Krake, Life on our Planet, Tomorrow.
Ganz viel Liebe, Yanna.